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14.02.2020

LENS-Kolloquium bringt Wissenschaftler und Politiker zusammen

LENS Colloquium 2020_1 LENS Colloquium 2020_1 Podiumsdiskussion des LENS-Kolloquiums, (v. l.) Maria Paula M. Marques, Kristina Edström, Allan Larsson, Adam Tyson, Wim Bouwman und Helmut Schober. © Lenka Petková/ESS

Podiumsdiskussion des LENS-Kolloquiums, (v. l.) Maria Paula M. Marques, Kristina Edström, Allan Larsson, Adam Tyson, Wim Bouwman und Helmut Schober. © Lenka Petková/ESS

Wie tragen Neutronen zur auftragsbezogenen Forschung bei. Zu diesem Thema veranstaltete die League of Advanced European Neutron Sources (LENS), deren Mitglied auch das Heinz Maier-Leibnitz Zentrum (MLZ) ist, ein Kolloquium in Brüssel. Das Treffen brachte Interessenvertreter aus Politik und Wissenschaft an einen Tisch.

Das Treffen fand in der herrlichen Umgebung der Bibliothèque Solvay im Brüsseler Parc Léopold statt und brachte Mitglieder der europäischen Neutronen-Wissenschaftsgemeinschaft, mehrere Vertreter der Europäischen Kommission und Vertreter der League of European Accelerator-based Photon Sources (LEAPS) – ein mit der LENS verbündetes Konsortium analytischer Einrichtungen – zusammen.

LENS Colloquium 2020_2 LENS Colloquium 2020_2 Adam Tyson von der Europäischen Kommission erhält das LENS-Green-Deal-Position Paper vom stellvertretenden LENS-Vorsitzenden Robert McGreevy (l.) und dem Vorsitzenden Helmut Schober (r.) auf dem LENS-Kolloquium am 11. Februar 2020. © Lenka Petková/ESS

Adam Tyson von der Europäischen Kommission erhält das LENS-Green-Deal-Position Paper vom stellvertretenden LENS-Vorsitzenden Robert McGreevy (l.) und dem Vorsitzenden Helmut Schober (r.) auf dem LENS-Kolloquium am 11. Februar 2020. © Lenka Petková/ESS

Das LENS-Kolloquium wurde vom Horizon 2020 Projekt BrightnESS² gesponsert, das von der Europäischen Spallationsquelle (ESS) koordiniert wird. Der Generaldirektor der ESS, John Womersley, eröffnete das Kolloquium, indem er die historische Bedeutung des Ortes hervorhob. Vor 93 Jahren fand die bedeutsame 5. Solvay-Konferenz über Elektronen und Photonen in einem nahe gelegenen Gebäude im Park statt und gilt als eines der berühmtesten Treffen in der Geschichte der Physik. 17 der 29 Teilnehmer, die zusammenkamen um die Grundlagen der Quantenphysik zu schaffen, gewannen für ihre Arbeit Nobelpreise.

“Ich bezweifle, dass wir nach unserem Neutronen und Photonen Kolloquium 2020 so viele Nobelpreise erhalten werden, aber ich glaube, dass unsere Anwesenheit heute Nachmittag einen bemerkenswerten Wendepunkt für unsere Gemeinschaft markiert”, sagte Womersley. “Es ist ein bedeutender evolutionärer Wandel im Gange, sowohl für die Neutronenwissenschaft in Europa als auch für die Art und Weise, wie die Europäische Union die Rolle der Forschungsinfrastrukturen sieht.“

Horizon Europe: Die Anwendung neuen Wissens beschleunigen

Adam Tyson ist der Leiter des Referats für Forschung und industrielle Infrastrukturen in der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission und er folgte Womersley mit einer direkten Botschaft an die Führung von LENS und LEAPS.

LENS Colloquium 2020_3 LENS Colloquium 2020_3 Die Führung von LENS und LEAPS traf sich am 11. Februar, um eine strategische Zusammenarbeit zu besprechen. © Lenka Petková/ESS

Die Führung von LENS und LEAPS traf sich am 11. Februar, um eine strategische Zusammenarbeit zu besprechen. © Lenka Petková/ESS

“Es ist fantastisch und wichtig, dass sich LENS und LEAPS heute Früh trafen”, sagte Tyson und bezog sich dabei auf ein erstes strategisches Koordinationstreffen zwischen den beiden Dachorganisationen, die zusammen 25 Einrichtungen vertreten und diese wiederrum etwa 35.000 wissenschaftlichen Nutzern zur Verfügung stehen. Tyson bezieht sich auf das 9. Rahmenprogramm der Kommission, Horizon Europe, das vorschlägt, fast 100 Milliarden Euro für die Verwirklichung von fünf bald zu definierenden Missionen in den Bereichen Krebs, Anpassung an den Klimawandel, Ozeane, Meere und Binnenwasserstraßen, klimaneutrale und intelligente Städte sowie Gesundheit des Bodens und Ernährung zu verwenden. Wie sich Europas Forschungsinfrastrukturen am besten positionieren können, um zu diesen Missionen beizutragen, war die grundlegende Motivation für das Kolloquium.

Ergebnisse der auftragsbezogenen Forschung mit Neutronen: Gesundheit, Energie und Nahrungsmittelproduktion

Biscari gab eine gründliche Einführung in LEAPS und hob hervor, wo LENS- und LEAPS- Partner schon lange sowohl wissenschaftlich als auch anderweitig kooperieren, auch in dem zunehmend kritischen Bereich der Datenverarbeitung und -analyse. Nach den allgemeinen Ansprachen stieg der Vorsitzende von LENS, Helmut Schober, in die Wissenschaft der Neutronen ein und hob die jüngsten Forschungsergebnisse des ILL hervor, die einen großen Nutzen für die Gesellschaft verkünden.

Bis zum frühen Abend folgte eine überzeugende Umsetzung des Mantras “Wissenschaft für die Gesellschaft”, das für die Mission vieler großer europäischer Wissenschaftsinfrastrukturen von zentraler Bedeutung ist.
Schober bewertete die neusten, wissenschaftlichen Fortschritte, die sich auf das Quanten-Computing (“Das Neutron kann dem Quanten-Computer beim Arbeiten zusehen!”) und die Gesundheitsforschung mit Neutronen auswirken werden. Letzteres hat das Verständnis und die Behandlung von Alzheimer, Diabetes, AIDS und Krebs vorangetrieben. Anschließend übergab er das Wort an Kristina Edström, eine Chemikerin von der Universität Uppsala, die kürzlich als Projektkoordinatorin für das Konsortium BATTERY 2030+, das die Rolle der Batterien in unserer Gesellschaft im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus revolutionieren soll, Wellen geschlagen hat.

Der jüngste Nobelpreis für Chemie würdigte einige Vorgänger und Kollegen von Edström für die Entdeckungen, die zur Lithium-Ionen-Batterietechnologie geführt haben. Der Fokus lag auf den nächsten Entwicklungen im Bereich der Batterien. Es ist klar, dass sowohl die EU als auch die europäische Industrie beabsichtigen, stark in die Entwicklung neuer Wissenschaften zu investieren, um die Nachhaltigkeit und den Einfluss der Batterietechnologie voranzutreiben. Sowohl LENS als auch LEAPS veröffentlichten vor kurzem ihren Beitrag zur Roadmap BATTERIE 2030+ , die sich in ihrer frühesten Phase auf die Fähigkeiten von Photonen- und Neutronenquellen stützt. Edström verdeutlichte, dass der “Bau besserer Batterien” das vereinfachte Konzept im Mittelpunkt von etwas Größerem sei:

“Unsere Mission ist der Aufbau einer Gesellschaft ohne fossile Brennstoffe. Die Batterien selbst sind keine Mission, sondern eine Schlüsseltechnologie, die viele verschiedene Anwendungen ermöglichen wird. Wir haben die besten Wissenschaftler in Europa in unserem Konsortium, und gemeinsam müssen wir die goldenen Nuggets finden und sie der europäischen Industrie zuführen. Wir müssen nicht nur mit der Industrie ein Ökosystem aufbauen, sondern auch mit den Werkzeugen, die wir haben: Neutronen und Photonen”.

LENS Colloquium 2020_4 LENS Colloquium 2020_4 Kristina Edström von der Universität Uppsala, Koordinatorin von BATTERY 2030+. © Lenka Petková/ESS

Kristina Edström von der Universität Uppsala, Koordinatorin von BATTERY 2030+. © Lenka Petková/ESS

Auf Edström folgten Maria Paula M. Marques und Wim Bouwman, zwei Neutronenwissenschaftler, die sich mit auftragsbezogener Forschung über Krebsmedikamente bzw. Lebensmittelproduktion beschäftigen.

Marques forscht an der portugiesischen Universität Coimbra und erhielt im vergangenen Jahr den ISIS Neutron & Muon Source Society Impact Award für Forschung mit Neutronen. In ihrem Vortrag stellte sie die Grundlagenforschung vor, die zur Entdeckung neuer Krebsmedikamente auf Basis von Metall-Komplexen geführt hat, basierend auf Experimenten, die sie 2017 am britischen ISIS durchgeführt hat. Die Forschung liefert die Grundlage für neue Behandlungen, die die Toxizität der Krebstherapie verringern und gleichzeitig die Fähigkeit des Immunsystems zur Bekämpfung der Krankheit verbessern können.

Der Neutronenwissenschaftler Bouwman von der Technischen Universität Delft, versucht seit langem die Lebensmittelverarbeitung und die Entwicklung nachhaltiger Zutaten für die Produktion, zu optimieren. Er merkte an, dass die Produktion von Lebensmitteln 20 % des klimawandelrelevanten Kohlendioxids ausmachte und betonte, wie wichtig es sei, eine wissenschaftliche Grundlage für neue Verfahren und Zutaten zu schaffen, wozu auch Fleischersatzstoffe zählen.

Nutzung europäischer Investitionen

Das Kolloquium schloss mit einer kurzen Podiumsdiskussion, bei der Schwedens ehemaliger Finanzminister Allan Larsson zugegen war. Larsson spielte eine entscheidende Rolle bei der Ansiedlung der ESS in Südschweden und ist derzeit Mitglied des EU-Missionsausschusses für klimaneutrale und intelligente Städte. Die Diskussion weitete sich auf den von der EU vorgeschlagenen Europäischen Grünen Deal aus. Schober und der stellvertretende LENS-Vorsitzende Robert McGreevy, Direktor von ISIS, nutzten die Gelegenheit, um das Green Deal Position Paper der LENS formell an die Kommission zu übergeben.

“Für Neutronen investieren die europäischen Regierungen jährlich eine halbe Milliarde Euro in den Bau und Betrieb ihrer Anlagen”, sagte Schober während der Podiumsdiskussion. “Aber mit nur wenigen Millionen an der richtigen Stelle können wir etwas Großartiges tun – die Hebelwirkung, die von der Europäische Kommission (EC) ausgeht, sollte nicht unterschätzt werden. Mit nur einem kleinen Stromfluss kann man Led Zeppelin aus der Stereoanlage herausholen.”

Text: LENS
Übersetzung: MLZ

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