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Sternschnuppen aus der Regenrinne
Über einen Zeitraum von 6 Monaten hat Philipp mithilfe eines Magneten und Cellulose Papier Sternschnuppen von seinem Hausdach gesammelt.
© MLZ / TUMKonzentriert sitzt Philipp Meven am Mikroskop, den Blick fest durchs Okular gerichtet. Der 15-jährige Schüler sucht Meteoriten. Genauer gesagt, Mikrometeoriten, die er über die vergangenen sechs Monate vom Hausdach seiner Eltern gesammelt hat.
„Philipp hat sein einwöchiges Sternschnuppenprojekt sehr gewissenhaft vorbereitet“, lobt Armin Kriele, technischer Leiter des Materials Science Lab am MLZ. Die Methode war denkbar einfach: Einen Magneten in einer Dachrinne positionieren und ihn regelmäßig mit neuem Cellulose Papier umwickeln. Dieses lässt sich später in Aceton auflösen und gibt dann alle eingefangenen magnetischen Partikel frei, die der Regen vom Dach gespült hat.
Untersuchungsmethode: scharfes Hinsehen
„Mikrometeoriten, also winzige Sternschnuppen, entstehen, wenn Himmelskörper im Weltall zusammenstoßen“, erklärt Philipp seine Untersuchungsobjekte. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre schmelzen die kleinen Boten aus dem All und erhalten so ihre kugelrunde, glänzende, glatte Oberfläche und im inneren eine besondere kristalline Struktur. „Damit unterscheiden sie sich unter dem optischen Mikroskop ziemlich gut von allen anderen Partikeln“, führt der Schüler vom Humboldt-Gymnasium Vaterstetten weiter aus. Er weiß genau, wovon er spricht. Drei Tage lang sortiert und vermisst er die insgesamt 18.800 Teilchen, die er mit dem Magneten sammeln konnte. Dann präsentiert Philipp stolz das überraschende Ergebnis: Unter den Partikeln befinden sich tatsächlich acht Mikrometeoriten. Wie eine Röntgenstrukturanalyse zeigt, sind vier davon Eisen-Nickel und zwei Obsidian Meteoriten.
Wir alle sind aus Sternenstaub…
Drei Tage lang verbringt Philipp Meven, Praktikant am Materials Science Lab des MLZ, vor dem optischen Mikroskop. In seinem Forschungsprojekt sucht und analysiert der Schüler Mikrometeoriten. © MLZ / TUM
In ihrer Größe sind Mikrometeoriten mit der Dicke eines Haares vergleichbar. „Die sind so klein, die atmet man wahrscheinlich auch ein“, bemerkt Armin Kriele nebenbei. Nach einer kleinen Schätz-Wette macht Philipp zum Spaß eine Überschlagsrechnung: Möglicherweise atmet ein Mensch sechs Sternschnuppen als Feinstaub in seinem Leben ein.
Mysteriöse schwarze Teilchen
Genauer unter die Lupe nimmt der Schüler anschließend eine unerwartete Entdeckung: Unter den Partikeln befinden sich zahlreiche mysteriöse schwarze Teilchen. Im Materials Science Lab gibt man so schnell nicht auf und eine Röntgenanalyse entlarvt die rätselhaften Partikel schließlich: es handelt sich um Magnetit. Dennoch, woher genau das Mineral stammt und wie es auf Philipps Hausdach in Baldham gelangen konnte bleibt ungelöst. „So entstehen aus Ergebnissen immer wieder neue Fragen“, bemerkt Kriele. Er und Philipp sind sich einig: „Das sorgt beim Forschen für Abwechslung.“
Man merkt Armin Kriele deutlich an, wie viel Spaß er selbst an den Praktika und Forschungsprojekten hat, die er seit einigen Jahren in seinem Labor anbietet. Jungen Menschen einen Blick in die Wissenschaft zu ermöglichen, und auch denjenigen eine Chance zu bieten, die sonst keine Möglichkeit zu einem vergleichbaren Praktikum hätten, ist dem Physiker dabei ein besonderes Anliegen.
Viel spannender als in der Schule
Philipp selbst hat die Naturwissenschaften im Blut. Sein Vater, Dr. Martin Meven, ist Instrumentwissenschaftler am MLZ und verantwortlich für das Einkristalldiffraktometer HEiDi. „Ich habe schon oft beim TUM-Ferienprogramm neben dem FRM II mitgemacht, daher kannte ich den Reaktor schon etwas“, erklärt Philipp die Idee zu seinem Praktikum. Gelohnt hat sich seine Woche am MLZ auf jeden Fall: „Das Meteoritenprojekt im Labor war viel spannender als in der Schule“, fasst Philipp sein Praktikum zusammen. Wenn das keine Top-Bewertung für seinen Betreuer ist.
Bild links: Ein gutes Team im Labor: Philipp Meven (l.) und sein Betreuer Armin Kriele (r.) © MLZ / TUM Bild rechts: Blick auf das Mikroskopbild: Mikrometeoriten haben eine meist perfekt runde Form. Mit ihrem Lichtreflex unterscheiden sie sich daher gut von allen anderen Teilchen. Aber worum handelt es sich bei den schwarzen Partikeln? © MLZ / TUM
Auch spannend:
Auf den Zahn gefühlt – Laborpraktikum zwischen Raubtieren und Wiederkäuern
Felicia Nachbar, Schülerin am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn, fühlt Wiederkäuern und Raubtieren auf den Zahn – im wahrsten Sinne des Wortes. Die 14-Jährige macht ein freiwilliges Praktikum im Materials Science Lab des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums in Garching, einem Labor zur Probenpräparation und Röntgenanalytik.
Teresa Kiechle
Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit FRM II
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