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Heißes Spiel mit ruhiger Hand
Andreas Galsterer, Maschinenbauingenieur am FRM II, zeigt starke Nerven auf der Deutschen Billard-Meisterschaft. © Billardmagazin Touch
Die Augen sind fest auf den Tisch fixiert, konzentriert betrachtet der Spieler die Situation aus unterschiedlichen Perspektiven. Welcher Weg führt zum Sieg, welche Kugel wird als nächstes versenkt? Risikospiel oder doch besser eine Sicherheit? Mit ruhiger Hand wird anvisiert, ein präziser Impuls mit dem Queue schafft neue Tatsachen. Der Spieler ist durch die veränderte Konstellation nicht verunsichert, vielmehr hat er diese gedanklich exakt vorausgeplant. Was geht hier vor? Die Rede ist vom Billard – einem facettenreichen Sport, der ganz unterschiedliche Fähigkeiten miteinander vereint. Denn „Billard ist die hohe Kunst des Vorausdenkens. Es ist nicht nur ein Spiel, sondern in erster Linie eine anspruchsvolle Sportart, die neben physischer Kondition das logische Denken eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten erfordert.” So soll einst Albert Einstein den Billardsport gewürdigt haben.
Andreas Galsterer, Maschinenbauingenieur am FRM II, ist bayerischer Vizemeister im Pool-Billard
Der Faszination des Kugelsports erlegen ist auch Andreas Galsterer, stellvertretender Teilbereichsleiter im Dokumentations- und Änderungsdienst am FRM II. Der Maschinenbauingenieur ist bayerischer Vizemeister im Pool-Billard und war im November zum ersten Mal auf der deutschen Billard-Meisterschaft. Stolz erzählt er vom Ergebnis des Wettkampfs: „Im 14/1 habe ich den 9. Platz und im 8-Ball den 17. Platz erreicht, von jeweils insgesamt 32 Mitstreitern.“ Für die erste Teilnahme im bundesweiten Wettbewerb eine sehr gute Leistung, findet auch sein Kollege Dr. Axel Pichlmaier, der auf Galsterers Passion hingewiesen hat.
Um im Billard etwas zu erreichen, braucht es einen langen Atem. „Bei entsprechendem Talent sind fünf Jahre Spielerfahrung das absoluten Minimum, um gut zu sein“, sagt Andreas Galsterer. „Die erfolgreichen Spieler auf den Wettkämpfen spielen alle seit 10 bis 15 Jahren“. Er selbst ist nun seit 20 Jahren dabei und gehört damit zu dem Kreis der deutschen Spieler, die Billard nicht nur als Hobby, sondern als Leidenschaft sehen.
„Angefangen hat das Ganze bei mir als Jugendlicher, wenn man abends mit den Kumpels unterwegs war und ab und zu mal ein Spiel im Billard-Studio gewagt hat.“ Damals hat es Andreas Galsterer gepackt, sodass er regelmäßig ins Billard-Studio ging, bis schließlich der BSV Ergolding auf Ihn aufmerksam wurde. Heute lebt Galsterer in Allershausen und spielt für den Pool-Billard-Club 1. PBC Freising e.V.
„Team Freising 1 – Bämm!“ - Der Kampfgeist auf der Deutschen Meisterschaft spiegelt sich auch auf dem Trikot. © A. Galsterer / FRM II, TUM
“Billard ist Schachspiel, Denksport und Präzisionsstück in einem”
Doch was ist das Faszinierende am Billard? Für den 39-jährigen ist das ganz klar. „Die absolute innere Ruhe, die diese Sportart erfordert, in Kombination mit der Konzentration und Präzision beim Spielen. Im Billard können schon zehntel Millimeter entscheidend sein. Außerdem hat mich der Wettstreit mit anderen immer schon gereizt.“ Nur den Ball ins Loch zu treffen sei nicht die größte Herausforderung, erklärt der passionierte Spieler. „Billard geht viel weiter! Das vorausschauende Handeln ist ganz entscheidend. Billard ist quasi Schachspiel, Denksport und Präzisionsstück in einem.“
Auch in seiner Freizeit lässt das Kugelspiel Galsterer nicht los. Er tüftelt regelmäßig an seinem Billardstock, dem sogenannten Queue und geht auch Freunden und Bekannten bei Nachbesserungen zur Hand. „Ich repariere die Lederspitzen, montiere Griffbänder und baue Extensions, also Verlängerungen für die Queues.“ Ganz der Maschinenbauer, interessiert sich Galsterer auch für die Fertigung des Sportgeräts. „Irgendwann möchte ich mir einmal einen Queue komplett selbst bauen.”
Obwohl es sich beim Billard um eine eher exotische Sportart handelt, gibt es in Deutschland gut 28.400 gemeldete Billardspieler, die sich in über 900 Vereinen organisieren und in verschiedenen Ligen und nationalen sowie internationalen Wettkämpfen gegeneinander antreten. Und da im Sport die Übung bekanntlich den Meister macht, und man im Billard auch im übertragenen Sinne am Ball bleiben muss, trainieren viele Spieler täglich mehrere Stunden. Dabei werden verschiedene Situationen auf dem Tisch zurechtgelegt und die einzelnen Spielzüge immer und immer wieder geübt, bis die Bewegungen in Fleisch und Blut übergehen. Schmunzelnd meint Andreas Galsterer: „Eine Zeit lang habe ich wirklich mein ganzes Leben im Billard-Studio verbracht.“
Andreas Galsterer trainiert für die Meisterschaften. © A. Galsterer / FRM II, TUM
Gelassenheit, Konzentrationsfähigkeit und Geduld helfen nicht nur beim Billard, sondern auch am Arbeitsplatz
So hatte er es 2009 in die 3. Bundesliga geschafft. Dann rückte allerdings erst einmal die Arbeit am FRM II in den Vordergrund, denn ganz anders als im Sport schiebt Galsterer hier keine ruhige Kugel. Seit 2010 ist er im Fachbereich Reaktorweiterentwicklung tätig und kümmert sich als stellvertretender Teilbereichsleiter im Dokumentations- und Änderungsdienst um das atomrechtliche Aufsichtsverfahren bei Anlagenänderungen. Auch hier kommen ihm die Fähigkeiten, die das Billard-Spiel erfordert, zugute. Gelassenheit, Konzentrationsfähigkeit und besonders Geduld seien für das ganze Leben und selbstverständlich auch am Arbeitsplatz hilfreich.
„Erst Ende 2015 habe ich wieder mit dem intensiven Billardtraining begonnen“, erzählt der gebürtige Landshuter, der nicht nur seinen Sport ambitioniert verfolgt, sondern sich auch am Arbeitsplatz gerne weiterbildet. Im September hat er die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit begonnen.
Und wie geht es mit dem Billardspielen weiter? „Wenn es klappt, bin ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder auf den deutschen Meisterschaften mit dabei!“ Und wer weiß, vielleicht steht Andreas Galsterer dann ja sogar auf dem Treppchen.
Teresa Kiechle
Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit FRM II
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