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2000 Jahre altes Geheimnis entschlüsselt

Markos Skoulatos, Instrumentwissenschaftler am FRM II, hat als einer von wenigen weltweit einen funktionierenden Antikythera-Mechanismus nachgebaut. © W. Schürmann / TUM

Der 2000 Jahre alte antike Computer hat Markos Skoulatos nicht mehr losgelassen, seitdem er 2012 eine Dokumentation auf BBC darüber angesehen hatte. Dieses verrostete Ding, das Schwammtaucher im Jahr 1900 vor der griechischen Insel Antikythera im Meer entdeckt hatten, war ein einzigartiges Meisterwerk. Doch bis im Jahr 2005 Röntgenaufnahmen angefertigt wurden, hatte es keiner verstanden, den Mechanismus zu entschlüsseln [1-2].

„Diese astronomische Rechenmaschine hat meinen Forscher-Ehrgeiz angesprochen“, sagt der 35-Jährige Physiker der Technischen Universität München. „Ich wollte den Antikythera-Mechanismus verstehen und maßstabsgetreu nachbauen.“ Zwei Jahre vertiefte sich Markos Skoulatos in alle Daten und Schriftstücke, die er über die sagenumwobene astronomische Uhr finden konnte. Zu dieser Zeit arbeitete er als Post-Doktorand am Paul-Scherrer-Institut in der Schweiz, heiratete und bekam zwei Kinder. „Ich saß oft nachts über den Papieren, als meine Familie schlief“, erzählt Markos Skoulatos. Als er alles berechnet hatte, ging er ans Werk, schraubte die „Maschine“ in seinem Keller zusammen.

„Ich wollte die Schönheit des Mechanismus zeigen, sodass die Leute etwas lernen”

Im Jahr 2014 präsentierte er einen funktionierenden Antikythera-Mechanismus, wie ihn weltweit lediglich eine Handvoll andere Tüftler fertiggestellt hatten. „Dieses Projekt hat sich für mich gelohnt“, sagt Markos Skoulatos, der jetzt Instrumentwissenschaftler am Dreiachsenspektrometer MIRA am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum in Garching ist. Und der Charme seines Modells: Das umgebende Plexiglas erlaubt den Blick auf den Mechanismus im Inneren. „Ich wollte die Schönheit des Mechanismus zeigen, sodass meine Kinder und andere Leute etwas lernen, wenn sie die Maschine betrachten“, erklärt Skoulatos.
Die Schweizer Firma Hublot hat sogar eine Armbanduhr fertigen lassen, die den Antikythera-Mechanismus enthält. Sie steht jetzt im Museum neben dem Original, das aus dem Meer geborgen worden war. Kein Erfinder hat bisher das Geheimnis gelüftet, wie er den Mechanismus nachgebaut hat oder gibt einen Bauplan bekannt. Markos Skoulatos wiederum stellt auf seiner Webseite sehr viele Informationen über seine Nachbaut zur Verfügung. “Ich wollte, dass interessierte Leute einen schnellen Überblick des Projekts erhalten”, sagt er.

Jetzt, da Markos Skoulatos an der Forschungs-Neutronenquelle arbeitet, würde er das Original gerne einmal mit Neutronen untersuchen. „Neutronen würden noch wertvollere und zusätzliche Informationen zu den bisherigen Röntgenmessungen liefern“, meint er. Aber zu fragil für einen Transport ist das verrostete Fundstück, das jetzt im Nationalen Archäologischen Museum in Athen ausgestellt ist. Die Röntgenanalyse fand damals auch direkt im Museum statt.

Der Antikythera-Mechanismus ist der älteste Computer der Welt

Bei dem Antikythera-Mechanismus handelt es sich um eine Art astronomische Uhr. Sie war zusammen mit einem Schiff rund 60 Jahre vor Christi Geburt zwischen dem griechischen Peleponnes und Kreta gesunken. Mit Hilfe einer Kurbel stellt man ein Datum ein. Das Gerät berechnet zu diesem eine Fülle von Informationen, wie Sonnen- und Mondstand, Bewegung der Planeten, künftige Sonnen- oder Mondfinsternisse oder sogar Olympische Spiele. Das sei der „erste Computer“ der Menschheit, so Skoulatos. Und ein Beweis, dass das antike Griechenland nicht nur in den Naturwissenschaften und den schönen Künsten führend war, sondern auch in den Ingenieurwissenschaften und der Technologie. Wegen seiner Inschriften, die eine detaillierte Gebrauchsanweisung beinhaltet, vermuten Forscher, dass das Original schon in der Antike verwendet wurde, um Astronomie zu lehren.

In dieser Tradition des Lehrens und Lernens sieht Markos Skoulatos jetzt seine Nachbaut. Am 10. Juli hält er in der Staatlichen Antikensammlung in München einen Vortrag und präsentiert seinen Antikythera-Mechanismus. Außerdem arbeitet er an einer Fernsteuerung über das Smartphone oder Tablet für seine Nachbaut. Besucher könnten die astronomische Uhr dann in einem Museum bedienen, ohne die wertvollen Teile zu berühren.

[1] T. Freeth, Y. Bitsakis, X. Moussas, J. H. Seiradakis, A. Tselikas, H. Mangou, M. Zafeiropoulou, R. Hadland, D. Bate, A. Ramsey, M. Allen, A. Crawley, P. Hockley, T. Malzbender, D. Gelb, W. Ambrisco, M. G. Edmunds, Nature 444, 587 (2006).
[2] T. Freeth, A. Jones, J. M. Steele, Y. Bitsakis, Nature 454, 614 (2008).

Der Antikythera-Mechanismus als App

Gemeinsam mit Georg Brandl hat Markos Skoulatos den Antikythera-Meachnismus jetzt in der App “Eternal Gadgetry” umgesetzt. Nutzer können dabei selbst mit der mysteriösen Maschine spielen und sich Planetenkonstellationen oder Mond- und Sonnenfinsternissen aus der Zukunft sowie aus der Vergangenheit anzeigen lassen. Hier gibt es mehr Infos zur App: http://www.eternalgadgetry.com/app.html.

Andrea Voit

Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit FRM II

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