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15.01.2024
Ökologischer Reaktorphysiker
Der langjährige Teil-Projektleiter für den Bau des FRM II, Dr. Wolfgang Waschkowski, ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Er war für sein Engagement zur Realisierung der Forschungs-Neutronenquelle unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.
Wolfgang Waschkowski auf der Festveranstaltung anlässlich des 10-jährigen Jubliäums des FRM II. © Wenzel Schürmann, FRM II/ TUM
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Wolfgang Waschkowski am 2. Oktober 2023 verstorben. Geboren 1939 im ostpreußischen Königsberg flüchtete Wolfgang Waschkowski mit seiner Familie 1944 nach Leverkusen. Nach dem Abitur 1960 studierte er zunächst vier Jahre Maschinenbau und Verfahrenstechnik. 1963 nahm er zusätzlich das Studium der Physik auf.
Bereits in seiner Diplomarbeit in Physik 1965 beschäftigte sich Wolfgang Waschkowski mit Neutronen am Forschungsreaktor in Garching. Ab 1967 war er dann offiziell am sogenannten Atom-Ei angestellt, zunächst im Elektroniklabor, später als Leiter des Messlabors. 1974 promovierte Wolfgang Waschkowski über die Präzisionsmessung von Wirkungsquerschnitten. Im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit veröffentlichte er 46 Original-Publikationen.
Medizinische Anwendungen am FRM II
Seit 1980 wirkte Waschkowski am Aufbau der Konverteranlage zur Tumortherapie am Atom-Ei mit. Rund 800 Krebspatientinnen und -patienten wurden dort mit schnellen Neutronen bestrahlt. Ab 1992 kümmerte sich Waschkowski auch um den Aufbau des FRM II, zunächst in der Öffentlichkeitsarbeit und seit 1994 als Teilprojektleiter einer neuen Konverteranlage am FRM II, um auch hier medizinische Bestrahlungen zu ermöglichen. „Die Planungen zur medizinischen Anwendung des FRM ll sind im Wesentlichen sein Verdienst“, sagt der langjährige Wissenschaftliche Direktor des FRM II, Prof. Dr. Winfried Petry.
Engagiert im Bund Naturschutz
Wolfgang Waschkowskis Leidenschaft galt jedoch nicht nur der Reaktorphysik, sondern auch dem Naturschutz. „Dr. Wolfgang Waschkowski war das Beispiel dafür, dass ökologisches Denken und Handeln und Begeisterung für die Kerntechnik bestens miteinander einhergehen“, sagt Winfried Petry. So initiierte Waschkowski die zwölf Hektar große ökologische Ausgleichsflächen der Technischen Universität München (TUM) am Mühlbach südlich des Campus Garching für den Bau der Forschungs-Neutronenquelle, des Gründerzentrums GATE und des Mathematik- und Informatikgebäudes und betreute diese noch im Ruhestand.
Und damit nicht genug: Waschkowski war Vorsitzender des Ortsverbandes Neufahrn im Bund Naturschutz, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, zweiter Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes und stellvertretendes Mitglied des Naturschutzbeirates beim Landratsamt Freising.
Um die Ausgleichsfläche der TUM in Garching kümmerte sich Wolfgang Waschkowski auch noch im Ruhestand, hier im Jahr 2011. © FRM II/TUM
Bundesverdienstkreuz von Hans Zehetmair
Für seine Verdienste erhielt Waschkowski zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2001 die Karl Max von Bauernfeind-Medaille der TUM für sein „Engagement an der Nahtstelle zwischen Technik und Natur“. In der Laudatio heißt es, dass er sich „einerseits als Experimentalphysiker beim Bau der neuen Forschungsneutronenquelle FRM II in Garching“ und „andererseits als leidenschaftlicher Naturschützer bei der Schaffung eines ökologisch hochwertigen Biotop-Systems als Ausgleichsfläche“ einsetzte. 2003 überreichte der bayerische Wissenschaftsminister Hans Zehetmaier Waschkowski das Bundesverdienstkreuz am Bande, für sein Talent, „wissenschaftliches Know-how auf der einen Seite und Naturschutz auf der anderen Seite zu vereinbaren“. Die Gemeinde Neufahrn bei Freising zeichnete ihn außerdem mit der Bürgermedaille in Silber aus.
„Wir sind Wolfgang Waschkowski dankbar für sein großes Engagement und werden ihn in ehrender Erinnerung behalten“, sagt Prof. Dr. Christian Pfleiderer, Wissenschaftlicher Direktor des FRM II.
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