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01.12.2017
Eine Säule von Minus nach Plus: Kunst für die zukünftigen neuen Gebäude
Dieses Kunstwerk von Olaf Probst wurde von der Jury ausgewählt und wird zukünftig das Innere des neuen Gebäudes schmücken. © Olaf Probst
Kunst am Bau wird es auch an oder in den neuen Zwillingsbauten auf dem Gelände des FRM II geben, für die im Februar der Spatenstich erfolgte. Vom 4. – 8. Dezember können die eingereichten sechs Vorschläge für diese Kunst im ‚Institute for Advanced Study‘ (IAS) besichtigt werden. Der Raum 0 ist rechts neben dem Haupteingang und täglich von 8 bis 16 Uhr für alle geöffnet.
Unter der Ägide des Staatlichen Bauamts Rosenheim entstehen die zwei neuen Büro-, Labor- und Werkstattgebäude, die dringend benötigt werden und 2019 für den Einzug bereit sein sollen. Die Baukosten werden einerseits vom Forschungszentrum Jülich, andererseits von der TUM getragen. Kunst ist nach Auffassung der Staatlichen Hochbauverwaltung ein wichtiger Bestandteil der staatlichen Bauaufgabe und gehört zur Baukultur. Beim Bund sieht man das genauso und bekennt sich auch da zu einer baukulturellen Verantwortung und Vorbildfunktion, denn Bauten sollen nicht nur zweckmäßig sein, sondern über die Architektur hinaus zusätzlich ästhetische Elemente haben, Kunst eben. Je nach Zweck und Bedeutung einer Baumaßnahme stehen deshalb bis zu 2 % der Bauwerkskosten für Kunst am Bau zur Verfügung.
Die beiden Bauherren, die Technische Universität München und die Forschungszentrum Jülich GmbH, werden beide durch das Staatliche Bauamt Rosenheim vertreten, das deshalb auch die Federführung beim Wettbewerb übernommen hat. Trotz der beiden verschiedenen Bauherren sollte jedoch das Kunstprojekt explizit beide Gebäudeteile integrieren. Die maximale Summe beträgt nach den Regularien in diesem Fall 250 000 €.
Die siebenköpfige Jury für die Auswahl des Kunstwerks bestand wie üblich in einem solchen Verfahren aus Vertretern des Staatlichen Bauamts, den Architekten und drei Künstlern als Fachleute. Prof. Thomas Brückel und die „hauseigene“ Juristin Petra Lörz vertraten in der Jury diejenigen, die nachher täglich mit der Kunst leben werden. Alle Jurymitglieder konnten und sollten Künstler vorschlagen, die dann vom Bauamt kontaktiert wurden. „Ich habe das noch nie gemacht, aber sehr gerne mitgemacht. Alles, was mit dem Bauen zu tun hat, ist sozusagen meine persönliche Passion, weil man am Ende nicht nur einen Schriftsatz sondern ein im wahrsten Sinnen des Wortes greifbares Ergebnis hat“, erklärt Petra Lörz ihre Motivation. Dass es außerdem spannend und interessant war, in dieser Jury mitzuwirken, merkt man spätestens dann, wenn sie von den eingereichten Kunstwerken erzählt. Auch Prof. Thomas Brückel hat die ganz andere Sichtweise der anderen Teilnehmer genossen. Besonders angetan war er von der angeregten Diskussion über die Disziplingrenzen hinweg und wie man auch da zu einer für alle tragbaren Entscheidung findet.
In ihrer Gestaltung nehmen die einander gegenüberstehenden Gebäude des Architektenbüro Henn GMBH Bezug aufeinander und rahmen den Blick auf das denkmalgeschützte „Atom-Ei“ ein. © Henn GmbH
Im Wettbewerb blieben insgesamt sechs Vorschläge, die Bandbreite reichte von recht braven, konventionellen, aber auch comichaften, flapsigen bis hin zu gewagten, sehr modernen Entwürfen. Der einzige Entwurf für den Innenraum, die Skulptur von Olaf Probst, hat schließlich mit großem Vorsprung das Rennen gemacht. Wie sieht das Kunstwerk nun aus? Olaf Probst selbst nennt es eine „Wahrnehmungsprothese“, weil das Neutron, seine Eigenschaften und Möglichkeiten mit unseren Sinnen eben nicht direkt zu erfassen sind. Einen Zugang, für den unsere fünf Sinne ausreichen, will er durch eine Doppelsäule über zwei Stockwerke schaffen. Die Skulptur besteht aus 90 waagrecht übereinander liegenden Elementen, die am Boden als Minuszeichen beginnen und an der Decke als Pluszeichen enden. Verbunden sind diese Plexiglaselemente durch eine Edelstahlsäule in der Mitte, die zusätzlich von zwei LED-Bändern flankiert wird. Wer also im Erdgeschoss steht, sieht ein entstehendes Plus aus dem Boden wachsen, aber dieses wird nicht vollendet, weil die Zwischendecke den Blick behindert. Er muss sich an diesem Standort das fertige Plus vorstellen. Analog muss er sich oben das im Erdgeschoss befindliche Minus vorstellen. Tatsächlich kann das ein Sinnbild der Forschung sein, denn auch da ist vieles mit unseren Sinnen nicht direkt wahrzunehmen (nicht sichtbar, spürbar etc.), das reale Bild muss der Wissenschaftler aus der Messkurve herstellen. Die Analogie der Säule zur Forschung erschloss sich Prof. Brückel sofort: „Das spiegelt exakt unsere Forschung am MLZ: Wir beschäftigen uns ja intensiv mit chiralen Spinstrukturen und mit magnetoelektrischen Materialien, deren Magnetismus sich mit elektrischen Feldern schalten lässt. Diese Aspekte kann man in dem Kunstwerk sofort entdecken.“
Bei aller intensiven Beschäftigung mit Ort und Zweck der Einrichtung und ihrer künstlerischen Darstellung denkt aber auch ein Künstler offenbar durchaus pragmatisch. Olaf Probst hat zum Beispiel einen Abstand der Säule zum Boden vorgesehen, damit die Reinigung des Bodens durch die Kunst nicht behindert ist.
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