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27.10.2017
Das Atom-Ei feiert 60. Geburtstag
Als der Forschungsreaktor gebaut wurde, war er lediglich von Äckern umgeben und wurde schon bald zur Keimzelle eines europaweit einzigartigen Campus. © Archiv Stadt Garching
Am 31. Oktober 1957 ging der Forschungsreaktor München (FRM) zum ersten Mal in Betrieb. Bis ins Jahr 2000 lieferte das Atom-Ei der Technischen Universität München (TUM) zuverlässig Neutronen für die Grundlagenforschung und medizinische Anwendungen. Heuer feiert es seinen 60. Geburtstag mit einer Sonderausstellung.
Die Planung und der Bau des Garchinger Forschungsreaktors fielen in die Zeit des Wiederaufbaus in Deutschland. Nur ein gutes Jahr verging vom Beschluss des Bayerischen Ministerrats über den Ankauf (6. Juni 1956), den Beginn der Bautätigkeiten am Reaktor (6. November 1956) bis hin zu den ersten Neutronen am 31. Oktober 1957.
Bayern gewann damals knapp im Wettlauf mit Dresden den ersten deutschen Reaktor in Betrieb zu nehmen. Wegen seiner eiförmigen Kuppel, die Architekt Gerhard Weber entworfen hatte, wurde der FRM schon bald Atom-Ei genannt.
Vom Krautacker zum Forschungszentrum
Im Rahmen des „Atoms for Peace“-Programms der Vereinigten Staaten kaufte Professor Heinz Maier-Leibnitz im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung, den Reaktor. Maier-Leibnitz baute das Atom-Ei zügig zu einem weltweit anerkannten Forschungsinstitut aus, das bald auf Augenhöhe mit den damals führenden amerikanischen Wissenschaftlern operierte.
Von Anfang an diente das Garchinger Ei der Grundlagenforschung in Physik und Chemie. Die Wissenschaftler entwickelten Techniken und Standards, die später von anderen Forschungsreaktoren übernommen wurden: Neutronenleiter beispielsweise wurden am Atom-Ei erfunden oder auch die Rückstreu-Spektrometrie.
Selbst die Sicherheitsmaßnahmen, die die Betriebsmannschaft in Garching mangels gesetzlicher Vorgaben selbst entwickelt hatte, dienten in anderen Reaktoren als Vorbild oder fanden Eingang in allgemeine Regelungen.
Neben der Grundlagenforschung lag Prof. Maier-Leibnitz besonders am Herzen, Nachwuchskräfte für Kerntechnik und Wissenschaft auszubilden, die später nicht nur in Deutschland, sondern weltweit stark nachgefragt waren.
Der Ruf Maier-Leibnitz und nicht zuletzt der Nobelpreis für einen seiner Schüler, Dr. Rudolf Mößbauer, lockte zahlreiche renommierte Physiker als Gastforscher nach Garching. Das Atom-Ei auf den Krautäckern Garchings wurde so zur Keimzelle eines Wissenschaftscampus, der inzwischen europaweit seinesgleichen sucht.
Neuanfang mit moderner leistungsfähigerer Neutronenquelle
Zwei Mal war die Leistung des Atom-Eis angehoben worden, von zunächst einem Megawatt Wärme auf 2,5 Megawatt im Jahr 1966 und schließlich 4 Megawatt ab dem Jahr 1968. Die Dichte an Neutronen war jedoch ab den 1980er Jahren im internationalen Vergleich nicht mehr konkurrenzfähig. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begannen daher eine neue Forschungs-Neutronenquelle zu planen.
Die allgemein FRM II genannte neue Neutronenquelle sollte einen 100fach höheren Neutronenfluss liefern. Als die Genehmigung für den FRM II vorlag, wurde das Atom-Ei am 28. Juli 2000 abgeschaltet. Es hatte bis dahin 43 Jahre lang störungsfrei Neutronen geliefert und zehntausende Experimente ermöglicht.
Die Hülle des Atom-Eis, die auch Bestandteil des Garchinger Stadtwappens ist, steht unter Denkmalschutz. Das Innere wird seit 2014 entkernt und rückgebaut, um langfristig als Halle für die Wissenschaft und den Betrieb des FRM II zur Verfügung zu stehen.
Kontakt:
Prof. Dr. Winfried Petry
Wissenschaftlicher Direktor
Forschungs-Neutronenquelle
Heinz Maier-Leibnitz
Tel: 089/ 289-12141
Email: presse@frm2.tum.de
Weitere Informationen:
Broschüre zum 40-jährigen Jubiläum des Atom-Ei
Sonderausstellung im Museum Reich der Kristalle
Eine Fotoausstellung zu „60 Jahren Forschung mit Neutronen“ mit begehbarem Atom-Ei-Holzmodell ist vom 7. November bis 3. Dezember 2017 im Museum Reich der Kristalle in der Theresienstraße 41 in München zu sehen.
Artikel in der Presse:
Süddeutsche Zeitung
Augsburger Allgemeine Zeitung
Passauer Neue Presse
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