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„Beim Kochen denke ich an meinen Vater“: Interview mit der Tochter von Heinz Maier-Leibnitz
Er war nicht nur Vater des Atom-Ei, hundertfacher Doktorvater, darunter einer nobelpreisgekrönten Doktorarbeit von Rudolf Mößbauer, sondern auch Familienvater und Hobbykoch. Heinz Maier-Leibnitz ist am heutigen 16. Dezember vor genau 20 Jahren gestorben. Zum Todestag spricht seine älteste Tochter, Christine Raum (82), über den privaten Heinz Maier-Leibnitz und seine Münchner Jahre. Christine Raum hat Pharmazie studiert und lebt in München.
Heinz Maier-Leibnitz hat die Jahre in München von 1953 bis 1967 rückblickend selbst als „die glücklichste Zeit meines Lebens“ bezeichnet. Was machte das Glück aus?
Christine Raum: Er hatte 1952 den Ruf an die damalige Technische Hochschule in München erhalten und das Laboratorium für technische Physik übernommen, führte nebenbei noch das Institut seines Habilitationsvaters Walther Bothe in Heidelberg weiter. 1953 sind wir ihm als Familie nach München in die Pienzenauerstraße gefolgt. Wir hatten eigentlich immer ein Haus voller Gäste. Mein Vater war unglaublich beliebt bei den anderen Institutsleitern und wir haben auf Initiative meiner Mutter immer Kollegen, Freunde und Weggefährten meines Vaters eingeladen. Das war das schönste für ihn, wenn Gäste gekommen sind.
Und er hat seine Gäste und Familie immer bekocht?
Ja, er hat furchtbar gerne gekocht und konnte auch fantastisch kochen. Das hat ihn nach der Arbeit entspannt. Meine Mutter hatte am Abend alles für ihn vorbereitet, wenn er heimkam: Kartoffeln geschält, Zwiebeln geschnitten. Er hat fast jeden Abend gekocht. Ich und meine beiden Schwestern waren für den Abwasch zuständig.
Was ist Ihr Lieblingsgericht von Ihrem Vater?
Poulet célestine: Hühnchen mit Pilzen, Sahne und Tomaten. Dazu gibt es auch eine Anekdote: Mein Vater hatte Walther Gerlach, Professor für Physik an der Universität München, zu Gast und tischte dieses Hühnchengericht auf. Nach dem Essen bedankte sich Professor Gerlach, es sei vorzüglich gewesen, noch vorzüglicher als beim vorherigen Mal. Obwohl das Hühnchen bereits beim letzten Mal besser geschmeckt habe als beim vorletzten Mal. Mein Vater hatte ihm also bei jedem seiner drei Besuche dasselbe Gericht serviert. Das war ihm eine Lehre, sodass er fortan ein Gästebuch führte: mit den Namen der Eingeladenen auf der linken und den Gerichten, die er ihnen serviert hatte, auf der rechten Seite. Im Gästebuch findet sich zum Beispiel auch der Bundespräsident Walter Scheel. Ein guter Freund meines Vaters war übrigens auch der Sterne-Koch Eckart Witzigmann, der sogar ein Maultaschenrezept meines Vaters in einer Fernsehsendung nachgekocht hat.
Kochen Sie selbst auch gerne?
Ja, meine beiden Schwestern und ich kochen alle drei sehr gerne. Ich koche selbst immer noch täglich und denke dabei oft an ihn. Ich kann das gut nachfühlen, was mein Vater empfunden haben muss. Gleichzeitig habe ich große Bewunderung für ihn, dass er sich die Zeit genommen hat, bei der vielen Arbeit.
Was außer Kochen hat Ihnen Ihr Vater mitgegeben?
Die Großzügigkeit und Gastfreundschaft: Unser Haus war immer offen für Gäste. Auch wir Töchter durften unsere Freunde mitbringen, jeder war willkommen. Wir haben auch das Internationale durch meinen Vater mitbekommen. Oft hatten wir Gastdozenten zu Besuch. Bei allem Ruhm war mein Vater immer auch sehr bescheiden. Er ist am Institut mit Pullover herumgelaufen. Auch sein Ton war leger. Das hatte er in den USA
gelernt, wo er nach dem Krieg ein Jahr lang gelebt hatte.
Sie waren sogar im Skiurlaub mit anderen Professoren?
Einmal im Jahr fuhren wir zum Skifahren nach Arosa in der Schweiz. Das war unser einziger gemeinsamer Urlaub und für meinen Vater der Jahresurlaub. In Arosa fand dann auch parallel eine Konferenz statt und am Nachmittag sind alle zu uns zum Tee ins Ferienhaus gekommen. Ich musste dann mit mehreren Professoren Skifahren.
Wie ist es, als Tochter eines berühmten Wissenschaftlers aufzuwachsen?
Der Name Maier-Leibnitz hat mir später im Leben immer wieder so manche Türen geöffnet. Wir sind oft eingeladen worden oder begegneten berühmten Leuten. Auch mein Mann war ja ein berühmter Künstler. Ich wurde dann also oft als Tochter von Heinz Maier-Leibnitz und Ehefrau von Walter Raum vorgestellt, sodass ich mich fragte, ob ich mehr bin als Tochter und Ehefrau. Aber das habe ich ausgehalten.
Was bewundern Sie an Ihrem Vater?
Er hat immer wieder etwas Neues angefangen, sich immer neuen Aufgaben gestellt in seinem Leben: Er hat 1957 als erster in Deutschland einen Forschungsreaktor in den USA gekauft, in Garching aufgebaut und geleitet. Er hat 1967 bis 1971 das Institut Laue-Langevin in Grenoble, Frankreich, aufgebaut. Da gab es schwierige Verhandlungen mit den Engländern. Und schließlich ist er 1974 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft geworden. Er wollte einen Posten nicht nur übernehmen, sondern ihn auch ausfüllen, selbst dazu lernen und etwas verbessern.
Weitere Informationen:
Meldung der TUM zum Tod von Heinz Maier-Leibnitz
Geschichte des FRM II
Geschichte des MLZ
Andrea Voit
Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit FRM II
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