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Alles unter Kontrolle
Die Umgebungsüberwachung am FRM II
Seit eineinhalb Jahren ist Dr. Carina Dirks-Fandrei die leitende Betriebschemikerin an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II). Gemeinsam mit dem Strahlenschutz ist sie verantwortlich für die Umgebungsüberwachung und damit die Kontrolle von Wasser, Luft und Boden rund um die Forschungseinrichtung.
Im Labor der Betriebschemie reihen sich Analysegeräte und PC-Bildschirme eng aneinander. Carina Dirks-Fandrei bespricht sich kurz mit einer Kollegin und erklärt dann: „Wir arbeiten bei unseren Analysen immer mindestens nach dem 4-Augen-Prinzip.“ Dementsprechend steht bei allen Analysen gegenseitige Kontrolle und Transparenz stets an erster Stelle.
Engmaschige und unabhängige Kontrollen
Für konventionelle chemische Analysen werden gemäß der Eigenüberwachungsverordnung Parallelüberprüfungen durch ein akkreditiertes Labor und das Wasserwirtschaftsamt vorgenommen. Die radiologische Überwachung der Messergebnisse findet beispielsweise durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die unabhängige Messstelle statt. „Wir werden sehr gut kontrolliert“, betont Dr. Dirks-Fandrei. „Die wenigsten Umgebungsproben entnehmen wir selbst und auch Analysen für die Umgebungsüberwachung führen wir teils parallel zu einer unabhängigen Messstelle durch. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das Landesamt für Umwelt (LfU) und unabhängige Labore sorgen für eine sehr genaue Überwachung der Proben, Untersuchungen und Ergebnisse. Es ist exakt festgelegt, was, wie, wann, wo, von wem und mit welchem Gerät gemessen werden muss.“
So existieren rund um die Neutronenquelle und entlang der Isar zahlreiche verschiedene Entnahmestellen, unter anderem für Grundwasser- und Sedimentprobe, Pflanzen-, Gesteins-, oder Nahrungsmittelproben. „Sogar die Isar-Fische werden regelmäßig untersucht“, führt Dirks-Fandrei aus.
Als Betriebschemikerin setzt sich Carina Dirks-Fandrei für eine ständige Qualitätskontrolle der Messinstrumente und Analysegeräte in ihrem Labor ein. „Wir nehmen regelmäßig an Ringversuchen teil. Dabei führen wir Messungen unterschiedlichster Proben durch, die dann mit den Resultaten aller anderen teilnehmenden Labore verglichen werden“, erklärt sie. Die Qualität der Ergebnisse und die Funktionstüchtigkeit der Instrumente sind so stets gewahrt. Des Weiteren werden wiederkehrende Prüfungen der Geräte durchgeführt und durch einen Sachverständigen kontrolliert.
„Richtige und gute Informationen sind entscheidend“
Das Einleitungsbauwerk für potentiell schwach radioaktive Abwässer befindet sich bei Isar-Fluss-Kilometer 130,300. © FRM II / TUM
Der laufende Antrag der Technischen Universität München (TUM) um eine neue wasserrechtliche Erlaubnis für dem FRM II betrifft direkt Dirks-Fandreis Arbeitsgebiet. Die kontroversen Diskussionen um die kontrollierte Einleitung schwach radioaktiver Abwässer in die Isar beobachtet die Chemikerin daher sehr genau. „Viele Leute sind teilweise nicht vollumfänglich über Radioaktivität informiert“, erklärt sie sich die emotionale Debatte. „Gerade im Hinblick auf Strahlenbelastungen sind richtige und gute Informationen aber entscheidend – und auch frei zugänglich, beispielsweise über das Geoportal IMIS des Bundesamtes für Strahlenschutz“, erklärt Dirks-Fandrei.
Bei den diskutierten potentiell schwach radioaktiven Abwässern handelt es sich um konventionell anfallende Abwässer, beispielweise Putzwasser, oder Abwässer von Waschbecken, die jeweils aus den Kontrollbereichen der Forschungs-Neutronenquelle und der Radiochemie München stammen. Nur wenn alle geforderten Grenzwerte sicher eingehalten werden und nach einer schriftlichen Freigabe von Betriebsleitung, Strahlenschutzbeauftragten und Betriebschemie werden diese schwach radioaktiven Abwässer chargenweise nach entsprechender Freigabe in die Isar abgegeben.
Alternativen sind nicht praktikabel
Alternativen zur Einleitung in die Isar wie Verdunstung oder eine externe Entsorgung sind laut Dirks-Fandrei weder praktikabel noch sinnvoll. „Man muss festhalten, dass es sich um schwach radioaktives Abwasser handelt, das beim Einleiten in die Isar eine schnelle Durchmischung und damit eine sehr schnelle Konzentrationsabnahme erfährt“.
„Ich bin ganz der Meinung, je weniger Strahlenbelastung desto besser“, stellt Dirks-Fandrei klar. Gleichzeitig betont die Chemikerin aber auch die vielen positiven Errungenschaften im Bereich der Pharmazie, Forschung und Entwicklung, die durch Neutronen möglich sind. Gerade Entwicklungen im Bereich der Energiespeicherung oder in der Nuklearmedizin werden durch die Forschungs-Neutronenquelle enorm vorangetrieben. Beispielsweise ist es möglich mittels Neutronen eine Aufklärung über zelluläre Prozesse zu entschlüsseln, welche in der Entwicklung von Medikamenten essentiell ist. Derartige positive Errungenschaften sollten in die aktuelle Diskussion miteinbezogen werden.
Weitere Informationen zum Wasserrechtsantrag der TUM:
Teresa Kiechle
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